Bei einem Original Equipment Manufacturer, abgekürzt OEM, handelt es sich um einen Erstausrüster oder sogenannten Originalausrüstungshersteller. OEM stellen Produkte oder Bauteile her, die sie aber nicht selbst an die Endkunden verkaufen.
Der Begriff wird teilweise unterschiedlich interpretiert: So gilt ein OEM in der IT-Branche als Hersteller von Hard- oder Software sowie Komponenten, die er nicht selbst vertreibt, sondern über Händler weiterverkauft. Beispiele für Original Equipment Manufacturer wären Dell oder Microsoft, die ihre PCs über Microsoft Windows ausliefern.
In der Automobil- und Maschinenbauindustrie bezeichnet der Begriff OEM Hersteller von Produkten, die aus vielen anderen (selbst hergestellten oder fremdbezogenen) Produkten zu einem kompletten Produkt (zum Beispiel einem Auto) zusammengesetzt sind. Der OEM bringt die jeweiligen Produkte unter eigenem Namen auf den Markt. Der Original Equipment Manufacturer ist in diesem Fall der Maschinen- oder Automobilhersteller selbst.
Viele Marken fungieren als OEM, vertreiben nahezu baugleiche Produkte aber zusätzlich als Version für den freien Handel. Häufig sind die OEM-Produkte leicht modifiziert oder an spezielle Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst.
Leider ist die Begrifflichkeit OEM auch im begrenzten Bereich der Automobilbranche nicht eindeutig. So kann der Begriff sowohl für Fahrzeughersteller, für Zulieferer als auch für Teileproduzenten verwendet werden.
Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Bedeutungen:
Hersteller als OEM: Hersteller wie Audi, BMW oder Porsche bezeichnen sich selbst als OEM. Dabei muss der Fahrzeughersteller an der Hierarchiespitze einer Lieferpyramide gedacht werden. Unter ihm stehen die direkten Zulieferer beziehungsweise Systemlieferanten, unter diesen die Zulieferer der Zulieferer.
Erstausrüster als OEM: In diesem Sinne meint der Begriff Hersteller, die bestimmte Bauteile, wie beispielsweise Bremskomponenten oder elektronische Bauteile, direkt an den Fahrzeughersteller liefern. Dazu zählen zum Beispiel Lieferanten wie Bosch, Schaeffler, oder Dunlop. Da der Fahrzeughersteller die vom OEM gelieferten Komponenten in die von ihm produzierten Fahrzeuge einbaut, übernimmt er einen Teil des Vertriebs für den OEM. Meist werden dessen Produkte darüber hinaus nicht beworben.
Komponentenhersteller als OEM: Der Begriff kann sich auf Hersteller beziehen, die den Markt (genauer Aftermarket oder Sekundärmarkt) mit Kfz-Komponenten versorgen. Es handelt sich also nicht um direkte Zulieferer der Fahrzeughersteller, sondern diese OEMs vertreiben ihre Industrieersatzteile über den freien Markt und unter eigenem Namen. Für die Produkte wird häufig die sogenannte "OE-Qualität" zugesichert. Das Label soll den Abnehmern bestätigen, dass die Ersatzteile mit den original verbauten Teilen in Größe und Form identisch sind.
Wie bereits erwähnt, gilt in der Automobilbranche eine andere Definition für den Original Equipment Manufacturer. Hier sind es meist die Endfertiger, die den Vertrieb der hergestellten Produkte übernehmen.
Aufgrund der Tatsache, dass große Maschinen wie Fahrzeuge aus zahlreichen Einzelteilen zusammengebaut werden, ist die Zahl der Zulieferer sehr groß. So entstehen – häufig über mehrere Länder verteilt – riesige Wertschöpfungsketten, in denen die Lieferanten nach sogenannten "Tiers", also Stufen eingeteilt sind. Während Hersteller von Systemen, die direkt an den OEM geliefert werden, als Tier 1 gelten, sind mit Tier 2 Hersteller von Komponenten gemeint, die indirekt an den OEM geliefert werden. In einer dritten Stufe folgen Rohstoff- und Teillieferanten, also Tier 3.
Doch was sind die Gründe für die Fremdfertigung einzelner Bauteile? Diesem Vorgehen liegt vor allem die stetig wachsende Komplexität der Fahrzeuge zugrunde. Heutzutage ist es fast unmöglich, alle Teile eines Automobils in einem einzigen Werk zu entwickeln und fertigen zu lassen.
In den letzten Jahrzehnten haben Original Equipment Manufacturer als Partner für die Fahrzeughersteller enorm an Bedeutung gewonnen. Für manche Hersteller sind diese Abhängigkeiten sogar zur Bedrohung geworden.
Der Grund: Einige Systemzulieferer haben eine solche Marktstärke entwickelt, dass ihre Produkte für die Fahrzeughersteller unverzichtbar sind. Zwar geben die Hersteller in der Automobilindustrie weiterhin Qualität und Lieferbedingungen für Bauteile und Komponenten vor, sie stellen durchschnittlich aber nur noch etwa 25 Prozent ihrer Fahrzeuge selbst her. Man kann im Falle solcher OEMs also bereits von Entwicklungspartnern der Fahrzeughersteller sprechen, nicht mehr von bloßen Lieferanten.
Automobilhersteller, die auf OEM-Komponenten setzen, müssen mit Vor- und Nachteilen rechnen. Nachteilig für die Hersteller ist die große Abhängigkeit von den OEMs. Kommt es beim Zulieferer zu Problemen in der Produktion, wirkt sich das auch negativ auf den Fahrzeughersteller aus. Außerdem sind sie weniger flexibel, was Anpassungen und Spezifikationen betrifft.
Dahingegen resultiert die Abnahme großer Mengen in einem günstigeren Einkauf der Komponenten und einer höheren langfristigen Planbarkeit. Außerdem arbeiten Hersteller und Zulieferer in der Regel so eng zusammen, dass die Komponenten auf die eigenen Wünsche angepasst werden können. Auch was den Ausbau moderner Fertigungsprozesse und der Automatisierung betrifft, arbeitet man auf OEM-Ebene häufig zusammen.
OEMs im After- oder Sekundärmarkt sind vor allem für die Endkunden ein Problem. Diese wissen häufig nicht, was die Auszeichnung eigentlich für die Qualität bedeutet und ob sie exakt die Ersatzteile erwerben, die auch im Werk verbaut werden.
Häufig zeigt sich, dass die Qualität der Komponenten sehr unterschiedlich ist – je nachdem, bei welchem Hersteller man kauft. Viele lassen in Niedriglohnländern produzieren und bringen qualitativ unzureichende Produkte auf den deutschen Markt. Der Kunde kann also nicht immer von einem Qualitätsmanagement ausgehen, wie man es von deutschen Komponentenherstellern gewöhnt ist.
Häufig entsprechen Ersatzteile, die außerhalb des Vertriebsnetzes der Fahrzeughersteller erworben werden, lediglich in Form und Größe den im Neufahrzeug eingebauten Originalbauteilen. Das bedeutet auch, dass der Begriff OEM im Aftermarkt keine absoluten Sicherheiten hinsichtlich der Qualität der Bauteile verspricht.
In den Bereichen Automobil- und Maschinenbau bezeichnet der Begriff OEM Hersteller, die selbstgefertigte oder fremdbezogene Bauteile zu Maschinen oder Fahrzeugen kombinieren und selbstständig vertreiben. Hauptgrund für die Fremdfertigung von Komponenten ist die stetig zunehmende Komplexität der Produkte. Außerdem ergeben sich für den OEM Kostenersparnisse, weil sie die teure Entwicklung von Systemen an Experten übertragen. Von der hohen Qualität der Produkte profitiert auch der Endkunde. Nachteilig ist die Abhängigkeit von den Zulieferern. So können sich fehlerhafte Teile unbemerkt in die Endfertigung einschleichen, was zu groben Fehlern beim Endprodukt führt.